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Wölfe & Wolfshunde Informationen über Wölfe und FCI-anerkannte Wolf(s)hunderassen

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Old 04-11-2005, 12:38   #1
timber-der-wolf
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Der Hund ist ein Wolf! - Verblüffende Fakten über unsere Hunde
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Das alle unsere Hunde vom Wolf, Canis lupus, abstammen, ist inzwischen einwandfrei nachgewiesen. Fast 250 Jahre lang wurde der Hund in der Zoologischen Systematik als eine eigene Spezies angesehen und trug den Namen Canis familiaris.
Im Jahr 1993 wurde dieser Fehler korrigiert. Die korrekte wissenschaftliche Bezeichnung für den Hund ist nun Canis lupus familiaris. Das bedeutet, das alle Hunde zur Spezies lupus (Wolf) gehören und denn zur Subspezies familiaris gehören. Übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name Canis lupus familiaris nichts anderes als "Wolf, domestizierte Hausform"!

Bestätigt wurde diese Korrektur in der 1993er Ausgabe "Mammal Species of the World", dem Referenzwerk der Smithsonian Institution zur Klassifizierung und geographischen Einordnung der Säugetiere dieser Welt. Dieses Werk wird in Zusammenarbeit mit der American Society of Mammalogists und der International Commission on Zoological Nomenclature erarbeitet und herausgebracht.

Doch wie weit sind Wolf und Hund miteinander verwandt? Allgemein bekannt ist ja, das Wölfe und Hunde sich problemlos miteinander paaren können und zeugungsfähige Nachkommen zu Welt bringen. Moderne genetische Untersuchungen haben aber nicht nur für eine Neuklassifizierung des Hundes in der Wissenschaft gesorgt, sondern zeigen weitaus verblüffenderes:

Die Untersuchung der Mitochondrien-DNS * ist eine Standardmethode um Populationen verschiedener Spezies, auch Wölfe, zu testen. Verschiedene Enzyme, incl. Hind lll, Eco RI, und Bam HI, wurden benutzt, um die Wolf-DNS aufzuschlüsseln.
Genetische Untersuchungen der Mitochondrien-DNS von Wölfen und Hunden in den USA zeigten, daß die genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen Wolfpopulationen durchschnittlich 0,16% betrugen. Der genetische Unterschied zwischen Wolf und Kojote betrug etwa 3,1%, und der Unterschied zwischen Hund und Wolf betrug 0,2% !
(Quelle: Wolves: DNA Pawprinting, Connie Cusick, Woodrow Wilson Collection, 1994)
Auch über das Alter unserer Hunde entbrannte eine interessante Kontroverse. Die Klärung der Abstammung des Hundes vom Wolf warf gleichzeitig die Frage nach dem Alter unserer Hunde neu auf: Aufgrund diverser Knochenfunde waren die Hundeforscher bislang überzeugt, die Zähmung und Domestizierung der Rudeltiere hätte vor 12 000 bis 15 000 Jahren stattgefunden.
Doch dann warf eine genetische Studie - publiziert im Fachblatt "Science" - diese Thesen über den Haufen. Durch eine Erbgutanalyse von Hund und Wolf sind schwedische und amerikanische Evolutionsbiologen zur Überzeugung gelangt, dass der Ur-Hund zwar tatsächlich vom Wolf abstammt, doch schon vor rund 135 000 Jahren geboren worden ist. Damit wäre der beste Freund des Menschen rund zehnmal älter als bislang angenommen.
Traditionelle Hundeforscher zeigten sich - nicht ganz überraschend - von der neuen Studie brüskiert. "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Wölfe schon so früh domestiziert wurden", sagte der Schweizer Kynologe und Buchautor Hans Räber. "Man müsste archäologische Funde haben, und die haben wir nicht." Und nicht einmal bei den ältesten, rund 14 000 Jahre alten Ausgrabungen, so Räber, sei es immer klar, ob es sich um Wölfe oder Hunde handle.
Joakim Lundeberg vom Königlichen Technologie-Institut in Stockholm, einer der Autoren der genetischen Studie, ist da anderer Meinung: "Die frühen Menschen waren nomadische Jäger und Sammler", sagte der Biochemiker. Weil damals keine "Friedhöfe" existierten, sei es nicht zwingend, Hundefossilien neben solchen von Menschen zu finden.

Bislang sind alle Versuche gescheitert, die Abstammung des Hundes mit herkömmlichen Methoden genetisch zu bestimmen. Denn Wölfe, Schakale, Kojoten und Hunde sind schlicht zu nah verwandt. Deshalb benützte das Team um Lundeberg und Bob Wayne von der University of California in Los Angeles einen Trick: Es verglich nicht das "normale" Erbgut aus dem Zellkern, sondern DNS-Fragmente aus den Mitochondrien, den "Kraftwerken" in den Zellen. Im Gegensatz zum normalen Erbgut, das eine Mischung aus väterlichen und mütterlichen Genen darstellt, wird die Mitochondrien-DNS nur von der Mutter vererbt. Sie ist daher "reiner". Ferner ist das Mitochondrien-Erbgut nicht sehr stabil, und daher häufen sich Veränderungen, sogenannte Mutationen, relativ schnell an.

Schakal und Kojote kommen als Vorfahren des Hundes nicht in Frage. Diese Tatsache nutzten Evolutionsforscher wie Lundeberg aus: Je unterschiedlicher die DNS-Fragmente zweier Individuen, desto länger - evolutionsmässig betrachtet - sind sie voneinander getrennt. Die Mitochondrien-DNS diente den Forschern also quasi als "Evolutionsuhr".
Für die Studie testeten Lundeberg und Wayne 162 Wölfe aus der ganzen Welt und 140 Hunde von 67 verschiedenen Rassen. Das Resultat: Drei Viertel aller Hunde sind - trotz ihrer durch Züchtung erreichten bunten Formenvielfalt - relativ nah miteinander verwandt und stammen vermutlich von einer einzigen Wolfsmutter ab. Und: Die Mitochondrien-DNS von Kojoten und Schakalen unterscheidet sich von derjenigen der Wölfe und Hunde noch stärker. Etwa eine Million Jahre sei es her, folgerten die Forscher, seit sich diese von den Wölfen getrennt hätten. Als direkte Vorfahren für den Hund kommen sie also nicht in Frage.
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1999 schliesslich brachten nicht nur genetische Erkenntnisse die bisherige Altersdatierung des Hundes ins Schwanken, sondern eine ganz "gewöhnliche" archäologische Entdeckung. In der Höhle von Chauvet (die von Steinzeitmenschen genutzt wurde) in Südfrankreich entdeckte der Prähistoriker Michel-Alain Garcia einen Pfotenabdruck, der mehr zum Hund (Die Hundepfote unterscheidet sich von der des Wolfs vor allem in der Position der Zehen) als zum Wolf passt. Vermutlich 25000 Jahre alt, hervorragend erhalten. Sogar die Krallen des Tieres haben Spuren hinterlassen.
Zweifel an der Identität des Tieres beseitigte Garcia in der Jugendherberge, die den Erforschern der Chauvet-Höhle als Stützpunkt diente. Er fotografierte die Fährte eines zufällig vorüberlaufenden Schäferhundes - sie war fast identisch mit derjenigen aus der Höhle.
"Ich habe hier einen Wolf aus der Vorzeit", sagte Garcia so vorsichtig wie ratlos "der aussieht wie ein Hund."
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Old 04-11-2005, 13:11   #2
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Artikel über die Domestizierung des Wolfes/Hundes ...
Von Desmond Morris. Aus NZZ Folio (Die Zeitschrift der neuen Zurcher Zeitung)
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Der Mensch hält Vögel in Volieren, Hamster in Käfigen, Fische in Aquarien. Nur Hund und Katze stromern durch die Wohnung. Warum dürfen sie das?
So veschieden Katzen und Hunde auch sein mögen, sie haben doch etwas Wesentliches gemein: Es sind die einzigen beiden Tiere, die sich frei in unseren eigenen Behausungen bewegen dürfen. Wir halten vielerlei Tiere, die uns Gesellschaft leisten, aber alle anderen werden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Vögel werden in Volieren und Bauern gehalten, Hamster in Käfigen, Fische in Aquarien, Kaninchen und Pferde in unterschiedlichen Arten von Ställen. Keines dieser Tiere darf nach Belieben durch unsere Häuser und Wohnungen, durch Zimmer und Flure stromern. Was ist an Katzen und Hunden so besonders, dass wir ihnen diese einzigartige Stellung unter den Haustieren einräumen, ihnen ein so überragendes Vertrauen entgegenbringen und ihre Anwesenheit in unseren privatesten Bereichen dulden?

Die Antwort liegt zum Teil in ihrer langen Domestizierungsgeschichte begründet. Über zahllose Generationen hinweg wurden diese Tiere zu eben jenen Hausgenossen herangezüchtet, an denen wir uns heute so erfreuen. Bei jedem neuen Wurf wurden die freundlichsten - will heissen, die zutraulichsten oder zahmsten - Welpen und Kätzchen bevorzugt, und so verwässerte sich ganz allmählich ihre Wildheit. Zwar behielten sie einen beträchtlichen Teil ihrer ursprünglichen, ungezähmten Tierpersönlichkeit bei, aber gleichzeitig stellten sie sich mehr und mehr auf das Zusammenleben mit ihren merkwürdigen neuen Gefährten ein.

Bei den Hunden dauert dieser Prozess schon unglaublich lange. Der Hund war überhaupt das erste Tier, das vom Menschen domestiziert wurde. Bis vor kurzem glaubte man noch, dieser Prozess habe vor etwa vierzehntausend Jahren begonnen, was an sich schon eine ansehnliche Zeitspanne ist, aber neuere genetische Forschungen legen nahe, dass diese Schätzung noch immer viel zu kurz greift. DNA-Untersuchungen von nicht weniger als 69 verschiedenen modernen Hunderassen belegen, dass alle Hunde vom Wolf abstammen, und zweitens, dass es auf Grund der DNA-Unterschiede zwischen Wölfen und Hunden mindestens 135 000 Jahre gedauert haben muss, bis der Wolf sich zum modernen Haushund entwickelt hatte.

Diese Erkenntnis hat wiederum die Archäologen verblüfft, weil sie sich durch Knochenfunde nicht bestätigen lässt. Die Genforscher haben jedoch eine einfache Erwiderung auf diesen Einwand parat. Sie weisen darauf hin, dass die Knochen der frühen Hunde vermutlich denjenigen ihrer wölfischen Ahnen so ähnlich waren, dass sie nicht ohne weiteres als «Hundeknochen» identifiziert werden können. Vielleicht sind die menschlichen Jäger der Vorzeit erst lange nach der ersten Domestizierung daran gegangen, die Grösse oder Körperform ihrer wölfischen Hausgenossen zu beeinflussen. Vielleicht hat dieser Prozess, der am Ende zu flacheren Schnauzen, kürzeren Beinen, Ringelschwänzen und den anderen Charakteristika moderner Hunde führte, erst vor rund 14 000 Jahren eingesetzt, so dass als solche erkennbare «Hundeknochen» erst ab dieser Zeit zu finden sind.

Interessanterweise weisen einige (rund ein Viertel) der genetisch untersuchten Hunderassen eine erheblich grössere Affinität zum Wolf auf als die anderen. Man muss vermuten, dass diese Rassen auch nach Beginn des langen Domestizierungsprozesses absichtlich oder zufällig immer wieder mit Wölfen gekreuzt wurden. Das ist gar nicht so erstaunlich, wie es klingt, haben doch gerade in den letzten Jahren einige Züchter ohne Schwierigkeiten Wolfs-Hund-Mischlinge herangezogen und damit unter Hundeexperten eine heftige Kontroverse ausgelöst. Es ist ausserdem bekannt, dass die Inuit von Zeit zu Zeit ihre Husky-Hündinnen in der Wildnis festbinden, um sie von Wölfen decken zu lassen und dadurch die Ausdauer ihrer Schlittenhunde zu stärken.

Trotzdem muss man sich fragen, weshalb die Urmenschen, die in Gesellschaften von Jägern und Sammlern lebten, sich ausgerechnet mit einem fleischfressenden Tier wie dem Wolf verbündeten. Menschenhorden und Wolfsrudel, beide auf der Jagd nach Beute - wie konnten die Rivalen zu Partnern werden?

Wir können bestenfalls Mutmassungen über das Szenario anstellen. Die wahrscheinlichste Geschichte lautet ungefähr so: Wenn die menschlichen Jägerhorden an einem Wolfsbau vorbeikamen, in dem sich hilflose Welpen befanden, nahmen sie die Jungtiere mit nach Hause. Einige davon wurden sogleich getötet und gegessen, andere wurden verschont - vielleicht weil man sie erst verzehren wollte, nachdem sie etwas grösser geworden waren.

Die verspielten Wolfswelpen gefielen den Kindern der vorzeitlichen Jägerstämme und wurden als Kuscheltiere benutzt. Die Welpen wuchsen heran, wurden zunehmend vermenschlicht und betrachteten sich schliesslich als Teil des menschlichen «Rudels». Und da die Tiere weiterhin zahm und freundlich blieben, hat man am Ende darauf verzichtet, sie zu schlachten und zu verspeisen.

Ihre natürliche Neigung zu bellen, sobald sie einen fremden Eindringling witterten, dürfte das Überleben solcher gefangenen Wolfswelpen begünstigt haben. Ihr Wert als Wachhund wurde sicherlich rasch bemerkt. Und selbst dem einfältigsten menschlichen Gehirn muss schon bald gedämmert haben, dass die hündischen Hausgenossen besser hören und riechen konnten als ihre neuen Herren. In Anbetracht solcher Vorzüge lag es nahe, die Tiere nicht nur als Nahrung zu betrachten, sondern ihre besonderen Fähigkeiten zu nutzen.

In einem nächsten Schritt wurden sie von den Menschen auf die Jagd mitgenommen. Mit ihren überlegenen Sinnesorganen leisteten die Hunde unschätzbare Dienste beim Aufspüren und, gegen Ende der Jagd, auch beim Zusammentreiben und Überwältigen der Beutetiere. Auf Grund dieser drei neuen Aufgaben - Spielgefährten der Kinder, Bewacher von Höhlen und Hütten und aktive Jagdgefährten - schienen diese ersten Hunde ihren Besitzern lebendig wertvoller als tot. Eine dauerhafte Partnerschaft nahm ihren Anfang.

Aber all dies war überhaupt nur dank den besonderen Eigenschaften des wilden Vorfahren des Hundes möglich. Auch wenn es manche zeitgenössischen Hundefreunde nicht gerne hören, bleibt es eine Tatsache, dass die ersten Haushunde nichts anderes waren als zahme Wölfe. Zwar hat man in der Vergangenheit auch weniger furchterregende Arten wie den Schakal und den Kojoten als Ahnen in Betracht gezogen, aber die genetischen Untersuchungen schliessen diese Abstammungslinien weitgehend aus. Der moderne Haushund, ob Yorkshireterrier oder deutsche Dogge, ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wolf im Hundepelz.

Es mag uns erschrecken, dass «des Menschen bester Freund» den Wolf zum Ahnen hat, doch zu Unrecht. Das Bild vom Wolf ist durch die Volksmythologie und den Aberglauben krass entstellt worden. In Wahrheit ist der Wolf ein sehr geselliges Tier, das im Rudel strengen Verhaltensregeln gehorcht und sich so stark beherrscht, dass es für die Domestizierung geradezu prädestiniert ist.

Hunde sind deswegen so leicht abzurichten, weil auch der Wolf in freier Wildbahn lernen muss, sich den dominanten Mitgliedern des Rudels unterzuordnen. Sobald man ein einzelnes Wildtier gezähmt hat, überträgt es seine ganze Gefühlsbindung auf die menschlichen Gefährten. Es behandelt sie gleichsam als merkwürdig aussehende Wölfe und ist schnell bereit, den menschlichen Anführern dieselbe Gefolgschaft zu erweisen wie dem wölfischen Leittier.

In freier Wildbahn bleiben Wölfe auf der Pirsch bewegungslos stehen, sobald sie die Witterung eines Beutetiers aufgenommen haben. Diese Eigenschaft wurde bei der Züchtung der heutigen Vorstehhunde oder Pointer genutzt. Sobald die Wölfe jedoch mit der eigentlichen Jagd begonnen haben, kreist das Rudel sein Beutetier ein. Diese Eigenschaft nutzte man bei der Züchtung der modernen Hütehunde. Nachdem das Beutetier erlegt ist, tragen einige Wölfe einen Teil der Nahrung in ihren Bau zurück, wo sie sie mit den Mutter- und Jungtieren teilen. Diese Eigenschaft wurde bei der Züchtung der modernen Apportierhunde oder Retriever veredelt.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, dass wölfische Verhaltensweisen in den modernen Hunden nicht nur erhalten geblieben sind, sondern bei manchen Rassen sogar hervorgehoben und verfeinert wurden. Diejenigen Hunde, die sich am besten zum Kuscheltier eignen, sind nach Kriterien der Kindlichkeit und Verspieltheit ausgewählt und weitergezüchtet worden. Die Schoss- und Spielhunde unserer Tage zeigen selbst als ausgewachsene Tiere ein viel welpenhafteres Verhalten als die Gebrauchshunde.

Aber weshalb sehen die heutigen Haushunde so anders aus als Wölfe? Für die Menschen der Vorzeit war es mitunter überlebenswichtig, die domestizierten Tiere bereits aus grösserer Entfernung von ihren wilden Ahnen unterscheiden zu können. Um jede Verwechslung auszuschliessen, wurden sonst nutzlose Merkmale wie Ringelschwänze, ein schwarzweiss geschecktes Fell oder lange Haarzotteln bevorzugt. Von den Wandmalereien im alten Ägypten wissen wir, dass solche Eigenheiten bereits zur Blütezeit dieser grossen Kultur vor fünftausend Jahren existierten. Schon die Ägypter besassen kurzbeinige und gefleckte und grosse, schlanke Hunde sowie solche mit Ringelschwänzen. Und wenig später gab es auch in anderen Teilen der Welt riesige Doggen, die im Krieg als Kampfhunde eingesetzt wurden, und winzige Tempelhündchen, in denen sich, wie man glaubte, die Seelen verstorbener Mönche reinkarnierten.

Als sich Jahrhunderte später in Europa die verschiedenen Jagdsportarten verbreiteten, wurden vielerlei Sorten von Jagdhunden gezüchtet - Spürhunde und Spionhunde, Terrier und, noch später, Wasser- oder Schiesshunde. Die Spezialisierung führte dazu, dass zu Beginn unseres Jahrhunderts in der ganzen Welt Hunderte von Hunderassen existierten. Und im weiteren Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts kamen zahlreiche weitere hinzu, die nur noch als besonders originelle Attraktionen für die immer beliebter werdenden Hundeausstellungen gezüchtet wurden.

Allein, trotz dieser immensen Vielfalt hat der Hund seine wesentlichsten Persönlichkeitsmerkmale bewahrt. Manche Rassen bellen häufiger, manche sind aktiver, manche geselliger, aber die Abweichungen vom wölfischen Erbe halten sich in engen Grenzen. Selbst der kleine Chihuahua ist in seinem Herzen ein stolzer Wolf geblieben. Die grösste Charakterveränderung liegt in einem Bereich, wo die wenigsten sie vermuten würden: Der gewöhnliche Haushund ist weniger nervös und ängstlich als der Wolf. Wölfe sind unglaublich scheue Tiere, und entgegen dem Volksglauben gibt es keinerlei stichhaltigen Beweis dafür, dass ein gesunder wilder Wolf je einen Menschen angefallen hat.

Für den modernen Haushund lässt sich dies leider nicht behaupten. Jedes Jahr ereignen sich zahllose Fälle, bei denen misshandelte Hunde sich an ihren Peinigern vergehen. Der Hund ist viel mutiger als der Wolf, ein Merkmal seiner psychischen Struktur, das über Jahrhunderte absichtlich verstärkt wurde. Der Hund wurde menschenfreundlicher, aber es braucht nicht sehr viel, den loyalen neuen Gefährten im Handumdrehen zum brutalen Kampfhund umzufunktionieren, der zur Verteidigung seines Besitzers, aber - schändlicherweise - auch zu rohen Vergnügungen eingesetzt werden kann.

Eine weitere bedeutende Veränderung bestand in der «Verjüngung» seines wölfischen Naturells. Dies ist der Grund, weshalb Hunde viel mehr bellen als Wölfe. Wolfswelpen fangen an zu bellen, um ihre Eltern und die anderen Wölfe im Rudel zu warnen, sobald sie etwas wahrnehmen, das ihnen nicht geheuer ist. Ausgewachsene Wölfe bellen höchst selten, wenn überhaupt. Hunde dagegen bellen, wie ein jeder zur Genüge weiss, ihr ganzes Leben lang. Das Bellen des ausgewachsenen Hundes zeigt, dass er trotz seinem Alter mental noch ein Wolfsjunges geblieben ist. Zum Vorteil des Menschen, bleiben die Hunde so doch Zeit ihres Lebens brauchbare Wächter.
timber-der-wolf jest offline   Reply With Quote
Old 04-11-2005, 14:36   #3
hanninadina
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Gut gemeint Norbert, da wirst du aber keine Reaktionen bekommen. Leider ist das Statement und die Meinung von Micha zum Thema TWH leider unter Notvermittlung verschoben worden und nicht als aktuelles statement, was üblich ist, hier erschienen.

Grüße

Christian
hanninadina jest offline   Reply With Quote
Old 04-11-2005, 16:50   #4
Roentgenfee
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Originally Posted by hanninadina
Gut gemeint Norbert, da wirst du aber keine Reaktionen bekommen.
Hallo Christian,

warum denkst Du so negativ? Die erste Reaktion ist doch schon da.

Die Berichte sind sehr informativ und mit Sicherheit für alle Hundebesitzer sehr lehrreich. Da muss man mal ein dickes Lob für die Mühe in Richtung Brandenburg schicken.

Würde es mehr informative Beiträge statt Streit in diesem Forum geben, wäre das mit Sicherheit für viele Interessenten ein Aspekt mehr, sich für TWHs zu interessieren als anders herum.

Ich wünsche allen ein schönes, aber auch forumsmäßig friedliches Wochenende.

Dieter Mückter
Roentgenfee jest offline   Reply With Quote
Old 07-11-2005, 10:57   #5
timber-der-wolf
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Noch ein sehr interessanter, nachdenkenswerter Artikel zum Thema Wolf/Hund/Mensch aus den weiten des WWW
(Dank an Anke und ihrer TWH-Group)

We humans fear the beast within the wolf because we do not understand the beast within ourselves.
Gerald Hausman, Turtle Island Alphabet

Es gibt eine große Anzahl von überraschenden Ähnlichkeiten in den Lebensweisen von Wolf und Mensch, die einem beim ersten, und wohl auch beim zweiten Hinsehen zuerst gar nicht auffallen. Der Wolf ist eines der erfolgreichsten Raubtiere der Welt, und hat sich in zahlreichen Unterarten den verschiedensten Lebensräumen und Beutearten angepasst. Wölfe leben in den äußersten Regionen der Arktis, aber auch in Mexiko, Indien oder Israel. Die mögliche "Bandbreite" der potentiellen Beutetiere reicht von Mäusen über Vögel, sogar Fische, Hirsche, Elche, bis zu Moschusochsen und Bisons.

Nur ein Lebewesen konnte den Wolf in Sachen Anpassungsfähigkeit und "Bandbreite" der potentiellen Beute noch übertreffen: Der Homo sapiens. Auch unsere eigene Art hat sich in den Hundertausenden oder gar Jahrmillionen von Jahren ihrer Entwicklung in einer großen Anzahl von "Unterarten" an die verschiedensten Lebensräume anpassen können. Die Beutearten, die der Mensch im Laufe seiner Entwicklung jagte, reichen ebenfalls von Insekten, über kleine Nagetiere, Eichhörnchen, Vögeln, Fische, Hasen, Hirsche, Pferde, Bisons bist hin zum Mammut, das im Urzeitmenschen seinen wohl einzigen natürlichen Feind hatte. Wie der Wolf nicht auf einen bestimmten Lebensraum oder Beutearten spezialisiert ist, ist auch der Mensch spezialisiert auf das "nicht-spezialisiert-sein". Unsere moderne Zivilisation mit Ackerbau, Viehzucht, Dörfern und Städten ist erst 10.000 bis 14.000 Jahre alt. Die restlichen 95% seiner Existenz lebte der Mensch in der freien Natur und mußte dort wie jedes andere Lebewesen um sein tägliches Überleben kämpfen. Übrigens stammt der Mensch nicht vom Affen ab! Hier wurde und wird Darwin bis heute mißverstanden. Mensch und Affe hatten einen gemeinsame Vorfahren, aus denen sich beide Arten unabhängig voneinander entwickelten.
Tatsächlich scheint keine andere Tierart in seinen Verhaltensweisen "kompatibler" zum Menschen zu sein als der Wolf/Hund. Die bekannte Schimpansen-Expertin Jane Goodall schrieb in einem Kommentar dazu:
"Hunde wurden seit langem domestiziert. Sie stammen von Wölfen ab und sind Rudeltiere. Sie überleben dank ihrer Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Sie jagen gemeinsam, schlafen gemeinsam im selben Bau und ziehen ihre Jungen gemeinsam auf. Dieses altbewährte Sozialsystem hat die Domestikation des Hundes sehr erleichtert. Schimpansen sind dagegen Individualisten. In freier Natur sind sie ungestüm und aufbrausend. Sie sind stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Sie sind eben keine Rudeltiere...
...selbst nach Jahrhunderten züchterischer Auswahl würde es wohl schwierig, wenn nicht unmöglich sein, einen Schimpansen zu züchten, der mit Menschen zusammenleben und auch nur annähernd solch ein gutes Verhältnis haben könnte wie unsere Hunde." (Aus: "Wolf-Magazin" der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, Ausgabe 3/1999)

Obwohl der Mensch also biologisch dem Schimpansen sehr nahe steht, steht er im Verhalten und der Sozialstruktur dem Wolf weitaus näher.

Im Verlauf seiner Entwicklung formte die Natur den Menschen zu einem "Raubaffen" (Desmond Morris), dessen "Überlebenstrumpf" in einem großen, leistungsfähigen Gehirn in Verbindung mit einer hochentwickelten Hand bestand. Wie bei jedem Lebewesen ist auch das nur eine Anpassung an sich verändernde Lebensbedingungen. Statt den Gebrauch "eingebauter" Waffen wie Zähne und Klauen wurde beim Menschen nur der Gebrauch und die Herstellung "externer", selbstgefertigter Waffen weiterentwickelt. Der Gebrauch von künstlichen Waffen ist im Tierreich viel weiter verbreitet, als bislang angenommen wurde. Und auch auch die menschliche Bewaffnung ist nach neusten Erkenntnissen viel älter, als bislang geglaubt wurde. So wurden Speere des Homo erectus im Braunkohleabbaugebiet Schöningen nördlich des Harzes gefunden. Sorgfältig hergestellt und gewichtsmäßig im vorderen Drittel ausbalanciert. Jagdwaffen von geradezu mörderischer Präzision und Schönheit... Alter: ca. 400.000 Jahre! Wurde Homo erectus von vielen Archäologen höchstens als "Aasfresser" deklariert, so lässt sich diese Theorie nun nicht mehr halten: Unsere angeblich so primitiven Vorfahren hatten wesentlich mehr "auf dem Kasten" als bislang angenommen wurde.
Aber nicht nur die Bewaffnung mußte beim Menschen entwickelt werden. Auch seine Sozialstruktur und Lebensweise änderte sich, als er zum Jäger wurde. Die Jagd auf wehrhaftes Großwild mußte organisiert und planvoll ausgeführt werden und. dafür war eine komplexe Kommunikationsstruktur und eine feste Rangfolge in der Gemeinschaft notwendig. Auch Schimpansen und Paviane jagen hin und wieder kleineres Wild (auch mit Hilfe von Waffen, wie Knüppeln, Steinen usw.), aber der Mensch ist die einzige Primatenart, die Beute jagt, die wesentlich größer ist als er selbst.
Selbst der rechnerische Bedarf an Beute ist beim Steinzeitmenschen und beim Wolf sehr ähnlich. Laut Erik Zimen benötigen Wölfe mindestens 2,5 Kg Fleisch am Tag (Daten aus: Erik Zimen, "Der Wolf - Verhalten Ökologie und Mythos", Knesebeck-Verlag 1990). Bei einer Aufrundung auf 3 Kg pro Tag käme ein Wolf also mit einem erlegten Rentier (Gewicht ca. 150 Kg) etwa 50 Tage aus.
Der Tübinger Prähistoriker Joachim Hahn errechnete, dass eine Steinzeitfamilie von 5 Personen etwa eine Woche von einem erlegten Rentier leben konnte. (Daten aus: Ernst Probst "Deutschland in der Steinzeit", Orbis-Verlag, 1991) 1 Person kam also ca. 5 Wochen = etwa 48 Tage, mit einem Rentier aus.

Die Familienstruktur wurde zu einem festen Band, in der jeder seinen Rang und seine Aufgabe hatte. Die lange Entwicklung der Jungen erforderte die Hilfe aller Stammesmitglieder. Das Jagdrevier mußte markiert und gegen Eindringlinge verteidigt werden. Beim Menschen geschieht das natürlich Optisch. Beim Wolf durch Geruchsmarken. Die Lebensweise eines Steinzeitstammes und eines Wolfsrudels ist in vielen Einzelheiten sehr ähnlich:


Wolf und Mensch sind Rudeljäger auf Großwild
Wolf und Mensch jagen planvoll und gut organisiert
Wolf und Mensch erlegen im Team Beute, die wesentlich größer ist, als sie selbst
Wolf und Mensch leben in einem festen Familienverband
Bei Wolf und Mensch gibt es eine soziale Rangfolge
Bei Wolf und Mensch gibt es eine große Anzahl von Aggressions- und Unterwürfigkeitsgesten
Bei Wolf und Mensch kann es zu Rangstreitigkeiten kommen
Bei Wolf und Mensch kümmern sich alle Rudelmitglieder um die Aufzucht der Jungen
Wolf und Mensch haben eine komplexe Laut- und Körpersprache
Wolf und Mensch markieren ihre Reviere (Geruchlich/Optisch)
Wolf und Mensch verteidigen ihrer Reviere gegen Eindringlinge

Verhaltensforscher wie z.B. Desmond Morris haben auch herausgefunden, daß unsere natürlichen Verhaltensweisen bis heute, oft nur versteckt, in uns weiterleben:

Was ist ein Betonpfahl mit Staatswappen an einer Landesgrenze nicht anderes als der Hinweis "Halt! Hier Reviergrenze!"

Wodurch unterscheidet sich die stolz hochgetragene Rute eines Alphawolfs von den stolz zur Schau gestellten Schulterstücken und Goldlitzen eines Militärgenerals?

Warum machen wir uns klein," ziehen den Schwanz ein", senken den Kopf und nehmen allgemein eine unterwürfige Haltung ein, wenn unser Firmenboss uns eine "Standpauke" hält?

Warum wirkt die unterwürfige Haltung eines anderen (unter normalen Umständen) auf uns Aggressionshemmend?

Warum werden wir wütend und Aggressiv, wenn ungebetene Gäste unser Grundstück (Revier) betreten?

Warum sind Onkel, Tanten, Verwandte, Opas, Omas usw. von Nachwuchs in der Familie immer so begeistert, geben tausend gute Ratschläge zur "Aufzucht" und wollen am liebsten selbst mithelfen?

Warum gibt es in unseren Firmen Bosse (Alpha), Abteilungsleiter (Beta), Sachbearbeiter (Unterwürfig) und manchmal auch einen "Firmendeppen" zum mobben (Omega)?

Wo kanalisiert sich unser natürlicher Jagdtrieb? In Sport und Spiel. Viele Spiele (und erst recht fast alle heutigen Computerspiele) drehen sich um´s Jagen, Gefahren meistern, Aufgaben lösen. (Das Wort "Game" bedeutet im Englischen übrigens nicht nur "Spiel", sondern auch "jagdbares Wild"!) Andere gehen nicht mehr mit dem Speer, sondern mit dem Photoapparat auf die Pirsch.
(Inhaltlich aus: "Der nackte Affe" von Desmond Morris, Droemer Knaur-Verlag, 1976).
Wahrscheinlich sind es diese großen Übereinstimmungen der Lebensweisen, die es erst möglich gemacht haben, daß sich Wolf und Mensch irgentwann vor undenklichen Zeiten zusammengetan haben, und im Laufe von Jahrtausenden aus Canis lupus schließlich Canis lupus familiaris wurde; unser heutiger Hund. Wann und wie genau dieses Zusammentreffen stattfand, wird wohl auf ewig im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben. Jedenfalls profitierten beide Parteien von dieser "Konföderation". Die Menschen nutzten die feinen Sinne des Wolfs zum aufstöbern von Wild und als "Frühwarnsystem" vor Gefahren. Die Wölfe hingegen profitierten von den ausgeklügelten und erfolgreichen Jagdtechniken der Menschen.
__________________
LG, Norbert mit seinen Graupelzen Onka v. Böhmerwald & Kira
"Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" (Kant)
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